Campus im Campus
Anmerkung: Folgender Text wurde von Büro Höger verfasst.
Die C40-Stadt Heidelberg und die im Neuenheimer Feld (NF) ansässigen Wissensinstitutionen sind Vorreiter und lebende Labore für Innovation, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Mit ihnen wird der international renommierte Wissenschaftsstandort zu einem zukunftsfähigen und vorbildlichen Campus weiterentwickelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, welche den Campus benutzen. Um die Nähe und den Austausch zwischen ihnen zu fördern, wird das NF rund um die existierenden Wissenscluster kompakter gestaltet. Diese bilden durch ihre Größe Campusse im Campus, welche modernisiert, mit innovativen Cluster ergänzt und über ein grünes Freiraumnetzwerk besser miteinander verbunden werden. Die Konzentration auf Wissenschaft und Forschung vernetzt sich mit komplementären Cluster für Unternehmen, Wohnen, Sport und Freizeit. Auf diese Weise wird der Campus im Campus Charakter verstärkt und das NF zu einem lebendigen Wissensviertel von Heidelberg.
Nachhaltige Strategien
Mit sechs nachhaltigen Entwicklungsstrategien soll das Konzept umgesetzt werden: 1. Kompaktheit und kurze Wege unterstützen den wissenschaftlichen, räumlichen und sozialen Zusammenhalt. 2. Spezialisierte und sich ergänzende Wissenscluster fördern den Wissenstransfer. 3. Die Vereinigung von wissenschaftlichem und öffentlichen Leben schafft eine offene, urbane Atmosphäre für die vernetzte Wissensgesellschaft. 4. Ökologische Grünräume verbessern die Erholungsqualität, Biodiversität und Wohlbefinden der Menschen. 5. Die interne und externe Vernetzung erhöht Synergieeffekte auf unterschiedlichen Ebenen. 6. Kreislaufwirtschaft und die effiziente Nutzung von Land, Raum und Infrastruktur minimiert den Ressourceneinsatz und Emissionen.
Kompakter Campus im Grünen
Zur Schaffung eines kompakten, nachhaltigen Campus wird das NF entlang des Campus-Rings – vornehmlich auf Autostellplätzen und Transitflächen – nachverdichtet. Die Freiräume im Zentrum (Universitätscampus und Klinikring) und am Neckarbogen werden bewahrt und aufgewertet. Hühnerstein wird als Biotop erhalten, fungiert aber weiterhin als Reservefläche zur Sicherung des Wissenschaftsstandortes für kommende Generationen. Damit bleibt die Qualität des NF als Campus im Grünen erhalten. Basierend auf dem Bestand sind das Freiraumnetzwerk, die Infrastrukturen und Baufelder festgelegt. Die Transformation und Gestaltung kann variabel erfolgen, um ein Maximum an Flexibilität für sich ändernde Bedingungen und Bedürfnisse zu gewährleisten.
Humaner Städtebau
Die Baufelder können je nach Bedarf parzelliert und mit allen erforderlichen Gebäudetypologien bebaut werden. Der Entwurf schlägt eine durchlässige, horizontale Struktur aus menschlicher, energie-effizienter Architektur vor. Diese ermöglicht eine zeitgenössische Ergänzung zum bestehenden Campus und schafft ein zusammenhängendes Wissensviertel. Um einen humanen Campus-Städtebau mit optimaler Besonnung, Belichtung und Belüftung sicherzustellen, werden Bebauungsregeln festgelegt (z.B. minimale Gebäudeabstände und durchschnittliche Traufhöhen). Die dichteste Bebauung wird entlang der Berlinerstrasse und dem Campus-Ring angestrebt. Die Ränder zur Landschaft sollen weniger dicht und kleinteiliger gestaltet werden. Acht Landmarken an den wichtigsten Eingängen und Knotenpunkten schaffen Orientierung sowie eine lesbare Silhouette zur Stadt und Landschaft.
Ökologische Freiräume
Jeder Cluster erhält einen Park und Platz zur Identitätsstärkung sowie zur Kultivierung der Begegnung und des Austauschs im öffentlichen Raum. Diese sind je nach Schwerpunkt unterschiedlich thematisiert und bieten eine Vielfalt an ruhigen Orten zur Entspannung und aktiven Räumen für Freizeit- und Wissensaktivitäten. Ein hierarchisiertes Wegenetzwerk mit Campus-Ring, Boulevard, Alleen, Promenaden und Pfaden verbindet die Cluster und Grünräume untereinander sowie mit der Umgebung. Zusammen mit den Parks und Plätzen bildet es den Bewegungs- und Kommunikationsraum des Campus. Als grüne Korridore und Lungen gestaltet verbessert das Freiraumnetzwerk zudem die Ökosystem- und Biodiversifikation sowie das Mikroklima des Campus.
Effiziente Mobilität
Die Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes wird mit der Priorisierung von flächeneffizienter, gesundheitsfördernder und emissionsarmer Mobilität erhöht.
Die Integration des Campus in die Stadt wird durch den Ausbau der Fuß-, Rad- und ÖPNV-Anbindungen verbessert. Durch die Errichtung multimodaler Mobilitätshubs (Park+Go/Bike/Ride, E-Car-/Bikesharing, Dynamic Routed Personal Bus) sowie einem feinmaschigen Netzwerk aus Mobilitätspunkten (Rad-, E-Bike und -Rollerstationen) wird das System und die Infrastruktur attraktiver. Der Campus-Ring erhält eine eigene Trasse für den ÖPNV und die Rettungsfahrzeuge. Die Straßenbahn 21 wird durch den Ring bis zum Mobilitätshub Dossenheim verlängert. Falls eine naturschutzverträglich ÖV-Brücke genehmigt würde, kann als Option die Buslinie 31 über den Hub Wieblingen bis Eppelheim verlängert werden. Durch kombinierte Mobilitätsangebote sowie intelligente Parkraumbewirtschaftung und Bezahlungssysteme nach Nutzerprofilen werden Ressourcen effizient eingesetzt und die Autonutzung reduziert.
Klimaneutrale Energieversorgung
Das Schließen der Energiekreisläufe auf dem Areal nimmt eine Schlüsselrolle in der erfolgreichen Umsetzung des Masterplans 100% Klimaschutz ein. Mit dem Grundsatz, dies von der kleinsten Einheit an (dem Gebäude), bis zum gesamten Perimeter zu verwirklichen, ist die Dezentralisierung der Energieversorgung das Herzstück des Konzepts. Durch die Vernetzung von thermischer und elektrischer Energie werden Synergien optimal genutzt. Das Anergienetz bindet auf thermischer Seite Gebäude sowie Abwärmequellen ein und kann Wärme direkt anderen Nutzern zuführen oder saisonal in Erdspeichersystemen verlagern. Durch intelligentes Lastmanagement und den Aufbau von elektrischen Speicherkapazitäten wird die Nutzung erneuerbarer Stromquellen verbessert. Biogas kann zukünftig zur Redundanz und Spitzenabdeckung aus der Heizzentrale dienen und dem Campus eine 100% klimaneutrale Energieversorgung ermöglichen.